Meldung vom 11.10.2024

Von Schwarzbrennern und Hoflieferanten: Schnapsgeschichten

Fr., 18.10., ab 21:10 Uhr
PW - 42 - Von Schwarzbrennern und Hoflieferanten – Schnapsgeschichten © ServusTV / Georg Kukuvec

Detailaufnahme der Destille von Hermann Bichler

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Schnaps gilt als Lebenselixier, Wundermittel und Kulturgut gleichzeitig. Auf Österreichs Bauernhöfen wird seit Jahrhunderten der "Obstler" kreiert, ein Brand aus Äpfeln und Birnen. Einige Betriebe haben ihr Brenn-Monopol noch aus Zeiten von Kaiserin Maria Theresia. Gebrannt wird überall, ob für den Hausgebrauch, für eine kleine, regionale Kundschaft oder im großen Stil und mit innovativen Ideen.

Dass Österreichs Edelbrände mittlerweile zu den besten der Welt gehören, liegt an innovativen Brennern wie Franz Tinnauer, ein Winzer aus der Südsteiermark. Er nutzt sein Weinbauwissen, um preisgekrönte Edelbrände zu kreieren: Trauben aus Spitzenlagen verwertet er ebenso wie Äpfel, Quitten oder Williamsbirnen. Dafür hat er die höchste Auszeichnung der Schnapswelt erhalten, den Titel „Destillery of the Year“. Ganz anders der "Krautinger", ein Tiroler Rübenschnaps dessen Geruch laut Einheimischen an eine "Soachgruabn" erinnert, dem aber heilende Kräfte nachgesagt werden. Den Schnaps gibt es seit etwa 300 Jahren. Damals hatten die Bergbauern kein Obst zum Brennen und so stattete Kaiserin Marie-Theresia sie mit einem Brennmonopol auf Krautinger-Rüben aus - das einzige, was in dieser Höhe verlässlich wuchs.

Elsbeere, Brotreste und alte Rezepturen
Die Elsbeere dagegen gilt als Königin der Obstbrände: Ihr Baum trägt erst nach 30 Jahren Früchte, die schwer zu ernten sind. Familie Mayer aus Michelbach in Niederösterreich muss 15 Meter auf ihre Bäume klettern, um dort Früchte von Hand zu pflücken. Für einen Liter Schnaps zahlen Kenner dafür bis zu 800 Euro. Auf Schnaps aus Brotresten hat sich Edelbrenner Josef Farthofer aus dem Mostviertel spezialisiert: Sein "Bread Spirit" soll die perfekte Ergänzung zu einer deftigen Jause mit Speck und Käse sein. Auf Tradition setzt dagegen der Lienzer Edelbrenner Rudolf Schwarzer. Er verwendet zum Brennen alte Rezepturen des K. u. K Hoflieferanten Ferdinand Propst und stellt daraus Wermut und Absinth her. Schnaps macht sich aber nicht nur gut im Stamperl, sondern auch im Kochtopf. Das beweist Haubenkoch Thomas Dorfer aus der Wachau. In seiner Küche verfeinert er seine Rezepte mit allerlei Edelbränden. Geradezu kultisch verehrt wird der Hollerschnaps von den "Hollerschnapszuzlern", einer Gesangstruppe rund um Schnapsbrenner Hans Pliem aus Bad Mitterndorf in der Steiermark. Sie beweisen auf klangvolle Art, dass Schnaps zu brennen oder zu trinken auch ein Gesellschaftsereignis sein kann.
 
Wie und wo man auch brennt - der gewonnene Alkohol muss versteuert werden. Ein steirisches Zöllnerpaar kontrolliert kommerzielle und private Brennereien und berichtet von Erfahrungen mit Schwarzbrennern und Hoflieferanten: Ob falsche Brennzeiten oder Marmelade in der Maische – getrickst wird beim Schnaps mancherorts auf verschiedenste Art.

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