Meldung vom 25.09.2024
"Heimatleuchten" am Fr., 08.11., ab 20:15 Uhr
der Sauwald in Oberösterreich ist ein idyllisches, etwas abgelegenes Fleckchen zwischen Inn und Donau. Wer hier lebt, braucht findige Ideen und oft einen eigenen Kopf, um sein Einkommen zu sichern. "Heimatleuchten" besucht den Sauwald und seine Bewohner, die "etwas rauer in der Mentalität, aber im Herzen doch sehr weich" sind.
Eine unterschätzte Region zwischen Donau und Inn Es ist ein wildes, waldreiches Stück Land, aber der Sauwald hat mehr zu bieten als Holz. Er ist Idylle pur. Gelegen im nördlichen Innviertel, ziehen sich seine Ausläufer von Schärding am Inn und dem bayerischen Passau bis ins Pramtal und über Engelhartszell zur Schlögener Schlinge. Einst hieß der Sauwald noch Passauer Wald, übrig geblieben ist davon nur mehr das Wort „Sau“. Mit Wildschweinen hat der Name also vermutlich nichts zu tun. Dicht bewaldete Hänge winden sich hier von einem Hochplateau hinab zur Donau. Überwachsene Granitblöcke liegen verstreut im Wald herum, als hätte sie ein Riese dort hingeworfen. Es sind Überbleibsel aus der Zeit, als sich die Donau den Weg durch den uralten Granit der Böhmischen Masse gebahnt hat.
Etwas abgelegen ist die Grenzregion Sauwald wirtschaftlich gesehen keine einfache Gegend. Auf der Suche nach Arbeit ziehen viele Einwohner weg. Jene, die dableiben, beweisen Durchhaltevermögen, Fleiß und Kreativität. Weil sie ihre Heimat lieben, entwickeln sie findige Ideen, um ihr Einkommen vor Ort zu sichern. Die rund 17.000 Menschen, die hier leben, seien "ein wenig rauer in der Mentalität, aber im Herzen dann doch sehr weich.“
Büffelmozzarella,
Sauwald-Erdäpfel, duftende Wald-Extrakte, Fußball spielende Fische, Dünger aus Schafwolle, Wunschbäume – weil sie ihre Heimat lieben, entwickeln sie findige Ideen, um ihr Einkommen vor Ort zu sichern. Mit Wildschweinen hat der Name Sauwald nichts zu tun. Einst hieß er noch Passauer Wald, übrig geblieben ist davon nur mehr das Wort "Sau“ - und die Nähe zu den Nachbarn in Bayern.
Markus Sageder-Luger – Dompteur im Fischzirkus Markus Sageder-Luger führt mit seiner Familie eine der vielleicht seltsamsten Attraktionen, die Oberösterreich zu bieten hat: einen Forellenzirkus. Seit mehr als 75 Jahren bringen die Männer der Familie Fischen Tricks bei und führen diese Besuchern vor. Besonders beliebt: die schwimmende Fußballmannschaft. Auf dem alten Mühlengrundstück in St. Aegidi gibt es aber noch viel mehr zu bestaunen. Die alte Mühle dreht sich noch und auch ein Venezianisches Sägewerk aus dem frühen 19. Jahrhundert ist einsatzbereit. Abgerundet wird die Reise in die Vergangenheit durch ein Museum, in dem etliche Kuriositäten aber auch eine alte Schusterei und Binderei untergebracht sind. Mit viel Sammelleidenschaft und Engagement hält die Familie alles in Schuss und das neben ihrer eigentlichen Arbeit in der Freizeit. Was sie antreibt? Es ist der Respekt vor der Lebensweise ihrer Vorgänger und der Wunsch, Altes zu bewahren und zu ehren.
Michaela und Daniel Fuchs – Duftöle und Hydrolate aus Ästen der Sauwaldbäume Auch Michaela und Daniel Fuchs bewahren altes Wissen bzw. versuchen es wiederzuentdecken. Wissen über die Herstellung von Hydrolaten, also Pflanzenwasser und über ätherische Öle. Krankenschwester und Masseurin Michaela war unzufrieden über die Qualität der verschiedenen Öl- und Aromaprodukte auf dem Markt, die sie für ihre Massagen brauchte. Da entschloss ihr Mann spontan: „Na, dann stellen wir sie eben selber her“. Daniel arbeitete sich in die Materie ein und tüftelte an den ersten Produkten. Immer im Hinterkopf, die Suche nach einem neuen Job, denn der damalige Einkäufer war schon lange nicht mehr zufrieden in seinem Beruf. Das ist nun sieben Jahre her. Was mit einer kleinen Kupfer-Destille begann, ist heute ein Geschäft, von dem sie leben können. Das Paar stellt unter dem Namen „Sensoleo“ Tannenhydrolate und Aromaöle her. Die Rohstoffe hierfür finden sie um sich herum im Sauwald: Zweige von Fichten, Tannen, Weißtannen oder Douglasien. Zuvor mussten sie alte Bücher wälzen und sehr viel Ausprobieren. Der Aufwand ist enorm: 100 Kilo Weißtannen-Zweige bringen gerade mal 500 ml Öl-Ertrag. Der Verkaufsschlager sind aber die Hydrolate, eigentlich ein Nebenprodukt vom Öl. Durch die geringe Konzentration an Inhaltsstoffen sind sie ideal geeignet für Kinder oder Allergiker. Daraus entstehen Sprays die gegen Kopf- und Halsschmerzen, Erkältung oder blaue Flecken helfen sollen oder einfach nur entspannen.
Johann Gabauer – Büffelmozzarella Als Johann Gabauer 2017 den Hof seiner Eltern übernimmt, realisiert er schnell, dass der Milchviehbetrieb ohne eine zündende Idee nicht überlebensfähig sein wird. Er will den Hof, auf dem er aufgewachsen ist, in die Zukunft führen. Da er ein großer Italienfan ist und die dortige Landesküche liebt, kommt ihm die Idee, Milchbüffel anzuschaffen und Mozzarella zu produzieren. Im Rückblick staunt er selbst über sich. Seine Idee war aus heutiger Sicht „völlig irrsinnig“, denn er hatte nicht die geringste Ahnung von Büffeln und noch weniger Wissen über die Herstellung von Mozzarella. Schnell muss er lernen, dass die Haltung besondere Herausforderungen mit sich bringt, denn Büffel suhlen sich am liebend gerne im Schlamm, was das Melken erschwert, außerdem geben sie nur sechs Liter Milch am Tag. Doch längst ist Johann an einem „Point of no return“, wie er scherzend sagt „und eigentlich macht es großen Spaß“. Große Unterstützung bekommt er durch seine Eltern und seine Partnerin Michaela Hierschläger. Johanns großes Ziel ist es, die Qualität seiner Produkte immer weiter zu verbessern, denn Büffelmozzarella zu produzieren, ist eine knifflige Herausforderung. Hinzu kommt - kaum ein Italiener gibt sein Rezept preis…
"Vollschaf“ - Wolle wie bei Oma
Landwirtschaft und das Leben mit der Natur gehören für Familie Schlöglmann zu einem erfüllten Leben dazu. Daher führen sie neben ihren eigentlichen Jobs den Schafzuchtbetrieb „Vollschaf“ im Nebenerwerb. Hier haben sie sich für die Rasse Coburger Fuchsschaf entschieden, die für ihre Genügsamkeit, einen ausgeprägten Mutterinstinkt und ihre rötlich-braune Färbung bekannt sind. Martina und Thomas Schlöglmann war es besonders wichtig, ihre Liebe zu den Tieren und der Landwirtschaft an ihre drei Kinder weiterzugeben. Neben der Vermarktung ihrer Zuchttiere haben sie 2018 begonnen, auch die Schafwolle zu vermarkten. Dazu haben sie mittlerweile vierzig Schafbauern als Lieferanten aus der Region mit an Bord. „Schafwolle ist ein unglaublicher Rohstoff, der vielseitig einsetzbar ist“ schwärmt Martina. Die Schmutzwolle wird zu Düngepellets weiterverarbeitet und kehrt so wieder in den natürlichen Kreislauf zurück. Die hochqualitative Wolle wird zu wunderschönen Wollvliesen und kuschelweicher Strickwolle weiterverarbeitet. Alle paar Monate kommt der Schafscherer zum Hof, ein Highlight, bei der die ganze Familie mithilft.
Hinweis: Der Dünger aus Schafwolle von „Vollschaf“ ist erhältlich bei www.servusmarktplatz.com