Lei es Beschte – mit Richard Deutinger in Bozen "Heimatleuchten" am Fr., 15.11., ab 20:15 Uhr Bozen gilt als Schmelztiegel der Kulturen – hier treffen Norden und Süden, Mittelmeer und Alpen aufeinander. Berühmt vor allem für Törggelen und Wein, gibt es in der Südtiroler Landeshauptstadt jedoch noch viel mehr zu entdecken. Die sogenannten "Laufenkönige" Die Lauben sind das Herzstück der Stadt und zählen zu den beliebtesten und meistbesuchten Orten von Bozen. Hier beginnt Richard Deutinger seine Entdeckungstour, auf den Spuren alter Handelswege und in den verwinkelten, aber imposanten Häusern von tüchtigen Kaufleuten, der sogenannten "Laubenkönige“, die der Stadt zu ihrem Wohlstand verhalfen. Auch Helmut Rizzolli könnte man als solch einen „König“ bezeichnen. Sein Reich sind die Lauben, ist er doch im Schuhgeschäft seiner Familie aufgewachsen, welches bis heute besteht. Dort kennt er jede Stufe, jede Ecke, und gemeinsam mit Richard taucht er ein in eine Architektur längst vergangener Zeiten und Sitten. Die alte Seilbahn als "Schulbus" Mit der Kohlerer Seilbahn geht es für die frische Milch vom Bauern früh morgens talwärts, für Richard Deutinger und viele Schulkinder hingegen bergwärts. Da es sich in der kühlen Bergluft besser denkt, gibt es gleich zwei Schulen am Kohlerer Hochplateau und die über 100 Jahre alte Seilbahn fungiert als „Schulbus“. In Kohlern scheint die Zeit förmlich stehen geblieben zu sein. Der kleine, auf 1100 Metern über dem Meer gelegene Weiler ist seit Jahrzehnten landschaftlich besonders geschützt. Es herrscht absolutes Bauverbot – nur renovieren darf man. So geschehen mit dem Kiosk bei der Bergstation. Marianne Mauroner hat den alten Kiosk seit 1968 über 50 Jahre lang geführt, nun ist sie im verdienten Ruhestand, und schaut dem neuen Pächter im renovierten Kiosk genau auf die Finger! Downhill-Spezialisten Offenbar geben die Frauen in Kohlern gerne den Takt vor – so auch Mountainbikerin Veronika Widmann. Die Downhill-Spezialistin lädt Richard ein, mit ihr ins Tal zu düsen – vorbei an Weinreben, Obsthainen und Wäldern geht’s in rasanter Fahrt retour nach Bozen. Kulinarik in Bozen Das macht hungrig – bei Spezialitätenmetzger Thomas Schrott und seiner Familie wird Richard auf der Suche nach typischen Südtiroler Köstlichkeiten fündig. Neben herzhaftem Speck werden hier auch die berühmten Knödel produziert, in allen Varianten: mit Käse, mit Spinat, mit roten Rüben und natürlich mit Speck. Doch Vielfalt kennt man nicht nur bei den Knödeln: Familie Schrott betreibt im Geschäftslokal der Metzgerei zusätzlich das „Ladl im Dorf“, ein wichtiger sozialer Treffpunkt im Viertel mit einer breiten Palette an Waren. Wichtig vor allem für die etwas ältere Bevölkerung der Umgebung, die so ihren Einkauf zu Fuß erledigen kann und zudem mit ein bisschen Tratsch versorgt wird. Ein Nahversorger im wahrsten Sinn des Wortes! Die "himmlische" Speise in Bozen Um nochmal auf die Knödel zurückzukommen – schon Papst Johannes Paul II. bezeichnete diese bei seinem Besuch in Bozen 1988 als himmlische Speise. Um die irdischen Dinge des Besuches kümmerte sich – sozusagen als „Zeremonienmeister“ – der Ur-Bozener Georg Oberrauch. Dem im Besonderen eine weitere Figur des Christentums am Herzen liegt: der selige Heinrich, der Schutzpatron von Bozen. Nomen es omen – Georg Oberrauch wohnt am Heinrichshof, in der angeschlossenen Kapelle hütet er in einem Schrein Reliquien von Heinrich. Das führt manchmal zu einem kleinen Wettstreit, auch im Dom von Bozen ruhen Gebeine des Schutzpatrons, und hier stellt sich für Richard die Frage, wo denn nun die wichtigeren Überreste des Wohltäters lagern. Eine Frage, die der Dekan von Bozen, Berhard Holzer und Georg Oberrauch in bester Freundschaft gerne diskutieren. Der Sommer klingt aus im Bozener Becken, damit geht auch die Sommerfrische langsam zu Ende. Richie folgt von Bozen aus alten Pilgerwegen, die ihn auf den Ritten führen. Denn da in der Bergwelt oberhalb von Bozen, ist ja die „Sommerfrische“ erfunden worden. Ein „Sommerfrischler“ mit Leib und Seele, und das fürs ganze Jahr, ist Ulrich Graf Toggenburg. Er erzählt Richard über ein Aufwachsen in Unbeschwertheit, über die eingeschworene Gemeinschaft zwischen Bauern und Sommergästen, und über gleichwohl kreative als auch farbenprächtige Rituale zum Zeitvertreib. Dazu erhält Richard einen exklusiven Einblick: Er besucht den historischen Schießstand mit unzähligen künstlerisch gestalteten Schützenscheiben, teilweise über 200 Jahre alt. Im Nebengebäude wird auch heute noch auf Scheiben gezielt. Richard versucht sich als Schütze – ganz ohne Druck, dafür mit Druckluft! Ebenfalls hoch über Bozen und eingebettet in uralte Kastanienhaine liegt der Ebnicherhof. Die reifen Kastanien fallen zu dieser Jahreszeit von den Bäumen und läuten die Törggelensaison ein. Bauer Andreas Tauferer verrät Richard, dass der Brauch des Törggelens aus einer Zeit stammt, in der es üblich war, dass der Bauer nach den Anstrengungen der Ernte im Herbst all seine Helfer zu einem Mahl auf seinen Hof einlud. In den Südtiroler Weinbaugebieten fand dieses Essen meist im Keller statt, wo auch die sogenannte Torggl, die Weinpresse, stand, daher der Name „Törggelen“. Als Höhepunkt rösten in der Abenddämmerung die „Keschtn“ am offenen Feuer, dazu gibt es für Richard ein gutes Glas Wein – ganz gemäß dem Motto: "Lei es Beschte!“