Alles außer Wien – Unterwegs in Niederösterreich "Heimatleuchten" am Fr., 20.09., ab 20:15 Uhr Wenn Peter Kühmayer der Sinn nach einer kleinen Spitze gegen seine Tochter steht, dann verhängt er das Kennzeichen an ihrem VW-Bus. Das trägt nämlich ein W-Kennzeichen und das ist in den Augen von Peter kein Zustand. Der Hüttenwirt a.D. vom Peilstein kann sich gar nicht erinnern, wann er zuletzt einen Fuß in die große Stadt gesetzt zu haben, die er von der Aussichtswarte "seines" Berges mit freiem Auge sehen kann. Das Getöse, die Hektik, die Enge, und überhaupt… die Wiener. Peter Kühmayer war 32 Jahre Hüttenwirt am Peilsteinhaus. Dieser Hügel im Wienerwald bei Alland ist gerade mal 716 Meter hoch und dennoch ein legendärer Berg. Seine Kalkklippen sind seit 150 Jahren die Krabbelstube der Wiener Kletterszene. Alle waren sie hier, von Viktor Frankl abwärts. Und alle kamen sie zum Peilstenhaus und damit ab den frühen 1990ern zur Familie Kühmayer-Stangl: dem Peilstein-Clan. Geboren am Peilsteinhaus Seit 2022 führt Tochter Katja führt das Peilsteinhaus – als höchstwahrscheinlich einzige Hüttenwirtin Österreichs, die auf ihrer Hütte auch geboren worden ist. Vater, Mutter und seit kurzem auch ihr Bruder Benny hören auf Katjas Kommando. Die Verortung zur Weltstadt Wien in unmittelbarer Nachbarschaft nimmt sie gelassen: "Für die, die im, im Westen sind und rüberschauen in den Osten, sind wir ja auch Wiener. Und für die Wiener sind wir aber die Bauernschädeln. Gehörst´ da nicht dazu, gehörst dort nicht dazu. Für mich ist das kein Problem." Wer von den Wänden des Peilstein ins Land blickt, kann nur staunen: Weinberge treffen auf Auwälder, Industriegebiet auf Bauernland, Altehrwürdiges auf Innovatives. Zu vielfältig sind die Landschaften und Menschen rund um Wien, um sie unter einen Hut zu bringen. Und doch eint sie ein gemeinsamer Nenner: Sie alle müssen und wollen sich von Wien abgrenzen. Dabei sind sie alle eng mit Wien vernetzt, stammen aus der Millionenstadt, haben dort studiert oder verkaufen ihre Produkte dorthin. Und doch suchen sie Wege, um ganz sie selbst zu sein. Das plakativste und deshalb wichtigste Mittel der Abgrenzung ist das Autokennzeichen. Egal, ob BN für Baden, MD für Mödling oder GF für Gänserdorf – nur kein "W" für Wien soll es sein. Wo Gegensätze aufeinander prallen Das neue Heimatleuchten "Alles außen Wien – Unterwegs in Niederösterreich" von Fritz Kalteis besucht Menschen, die im Gravitationsfeld von Wien dennoch auf ihrer eigenen Umlaufbahn kreisen. In der Nähe von Pressbaum etwa hat Johann Brabec seinen sicheren Beamtenjob bei der Wiener Berufsfeierwehr hingeschmissen, um mit seiner Verena einen Bauernhof auf einem der schönsten Plätze des Wienerwaldes ganz nach seinem Sinn zu bewirtschaften – Pferdearbeit inklusive. "Da prallen Gegensätze aufeinander. Man kann nicht sagen, was besser oder schlechter ist. Man kann nur sagen, dass es ganz konträr ist." In Groß-Enzersdorf lockt ein Jungbauer jedes Sommerwochenende Verliebte zu "seinem" Autokino hart an der Stadtgrenze und in Kritzendorf bei Klosterneuburg legen hunderte Menschen jeden Sommer ihre Identität als Wiener und Wienerinnen wie eine Schlangenhaut ab, um für ein paar Monate ganz Strombadbewohner zu werden und ihren Traum vom Büllerbü vor den Toren Wiens zu leben – Gelsen und Hochwasser zum Trotz. Dann spielt es statt Verdi in der Oper STS am Donaustrand und alle sind glücklich. Und in Vösendorf findet Josef Metzger am Dach der sicher legendärsten Autoverwertung Österreichs Landes inmitten des Tosens von Süd- und Außenringautobahn, Triester Straße und SCS seine heilige Ruhe, während seine Töchter am Schrottplatz zwischen Autowracks Ralley fahren. Die große Freiheit All diese Menschen sind sich einig. In Wien wäre all das so nicht möglich: so viel Eigensinn, so viel Freiheit, so viel Platz. Klar, es bleibt ein Spagat. Manches gibt es nun mal nur in der Millionenstadt. Konzerte von Rockmusikern aus aller Welt etwa, die Katja Kühmayer so liebt. Weswegen sie sich auch mit ihre Freund eine Wohnung in Wien genommen hat: Das Beste aus zwei Welten. Bis auf das Wiener Kennzeichen. "Ich kriege immer wirklich schiefe Blicke dafür", gibt Katja Kühmayer zu. "Aber ich brauch es wegen dem Parkpickerl". Als Corona kam, bleiben die Konzerte allerdings aus und Wien verliert seinen Glanz. Katja Kühmayer findet eine Lösung, die zeigt, dass sie ganz das Kind ihres Vaters ist. "Ich hab mir gedacht: Wenn ich schon nicht zu den Bands komme, dann kommen die Bands eben zu mir". Weshalb sie nun schon seit fünf Jahren das "Lichterloo-Festival" direkt am Gipfel des Peilsteins veranstaltet, direkt neben "ihrer" Hütte. Die Bands kommen gerne, ebenso wie die Besucher. Und dann staunen auch Sie, wie vielfältig das Land rund um Wien ist. In letzter Zeit bleibt Katja immer öfter die ganze Woche oben auf ihrem Berg, fährt immer seltener nach Wien. Vielleicht muss ihr Vater das W-Kennzeichen auf ihrem Auto nicht mehr lange verhängen. Zu sehen ist all das in der neuen Heimatleuchten Folge: "Alles außer Wien – Unterwegs in Niederöstereich", am 20. September 2024 ab 20:15 Uhr bei Servus TV.