Wandel im Karwendel "Heimatleuchten" am Fr., 13.09., ab 20:15 Uhr Wer nach Innsbruck kommt, merkt sie gleich, die Gegensätze dieser Stadt. Im Herzen der Alpen gelegen, prägen vor allem Berge und junge Menschen das Stadtbild. Es scheint, als kenne Tirols Landeshauptstadt kein Alter. Markant und von weitem sichtbar liegt die Nordkette wie eine steinerne Wächterin hoch über Innsbruck. Ein faszinierender, mit der Seilbahn einfach zugängiger Spielplatz, und gleichzeitig Tor zum größten Naturpark Österreichs. Das Karwendel ist einer der bedeutendsten Gebirgszüge der nördlichen Kalkalpen und erstreckt sich über weite Teile Tirols und Bayern. Mehr als 120 Zweitausender prägen das unverkennbare Landschaftsbild. Im Gegensatz dazu stehen die weiten Almwiesen, die abgelegenen Täler und das einfache Leben im Karwendel. Elisabeth Holzer, Sennerin auf der Kastenalm, findet dafür vielleicht die besten Worte: "Das ist eine Urkraft. Die Quellen und die hohen Berge, ein richtiger Kraftort. Mich lässt dieses Leben nicht mehr los." Für sie ist es der 19. Almsommer. Ohne Schnickschnack und Handyempfang bewirtschaftet sie gemeinsam mit zwei jungen Mädels die Alm unweit vom Ursprung der Isar, im Hinterautal. Dieses reduzierte Leben und das Bewusstsein für alte Traditionen zeigt sich auch, wenn die Absamer Bauern Anfang Sommer ihre Tiere vom Halltal über das ausgesetzte Lafatscherjoch ins Karwendel treiben. 13 Kilometer und sieben Stunden Fußmarsch: Ein waghalsiges Unterfangen, das viel Erfahrung braucht. Luis Ebster kennt die Route seit Kindheitstagen: "Man muss da schon ein bissl ein Gefühl haben. Hirnlos kann man das nicht machen. Ein falscher Tritt kann fatal ausgehen." Obwohl ihr Ziel, die Hallerangeralm auch per Forststraße erreichbar wäre, bleiben die Absamer Bauern ihrer Tradition treu und nehmen den langen Fußmarsch, trotz aller Gefahren und Widrigkeiten, auf sich. In Sichtweite ihrer Route, liegt die Bettelwurfhütte. Abgelegen und ausgesetzt thront sie wie ein Adlerhorst hoch über dem Inntal auf 2077 Metern. Seit 2023 bewirtschaften die studierte Pharmazeutin Kathrin Buttenhauser und der gelernte Mechaniker Michael Schiffmann die Alpenvereinshütte. Damals ein Neubeginn und gleichzeitig Schritt ins Ungewisse, wie sich Kathrin erinnert: "Ich hatte eigentlich nie den Traum oder die Vision, Hüttenwirtin zu werden. Ich hab‘ mich da vom Michael einfach mitreißen lassen." Mittlerweile ist die Bettelwurfhütte aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Bei der Bewirtschaftung legen beide großen Wert auf biologische und vor allem regionale Produkte: "Wir beziehen beispielsweise das Gemüse und die Milchprodukte von umliegenden Bauern im Tal. Damit halten wir die Lieferketten möglichst kurz", betont Michael. Dieses Bewusstsein für Regionalität und Nachhaltigkeit zeigt sich auch inmitten von Innsbruck. Dort betreiben die Geschwister Claudia und Michael Kogler ein Restaurant, in dem vieles anders läuft: Die Wilderin. "Wir sind brutal saisonal, brutal regional und wir verkochen die Tiere im Ganzen. Von dem her sind wir kein klassisches Restaurant. Aber im Grunde sollten alle Restaurants so denken wie wir.", betont Claudia Kogler. Darüber hinaus pflegt die Wilderin eine enge Beziehung zu ihren Lieferanten. Darunter ist auch Ernst Ragg, Sprinzenzüchter aus Leutasch. Ein Bauer, der eigentlich Architekt ist, doch dessen Herz an der Landwirtschaft und vor allem an seinen Sprinzenkühen hängt. Und auch sonst gibt es im Karwendel zahlreiche Menschen, die allesamt unbeirrt und voller Leidenschaft ihren Weg gehen, ohne zu vergessen, wo die eigenen Wurzeln liegen: Der letzte Hutmacher Tirols oder ein Barkeeper, der nach vielen Stationen im Ausland zurück in die Heimat findet. Und während im Gasthaus Planötzenhof Familientraditionen fortgeführt werden, entscheidet sich eine junge Frau in der Leutasch für einen Neubeginn und erlernt das Metzger-Handwerk. Eine Reise zwischen Innsbruck und dem Karwendel, voller Leidenschaft und Lust, Neues zu entdecken.